Donnerstag, 25. April 2024

Perfect Days - 2023

Wie spannend kann es sein einem alten Kerl in Tokyo beim Toilettenputzen zu zugucken? Nach der Sichtung von Wim Wenders neusten Film, muss ich sagen dass ich da noch gerne eine Stunde länger mit der Hauptfigur Hirayama verbracht hätte. Wie er in seinem zurückgezogenen Leben und gänzlich durchstrukturierten Turnus, mit Anmut und Leidenschaft diese kleinen architektonischen Kunstwerke der öffentlichen Toiletten in der Stadt putzt und sich zugleich nach und nach aus seinem Refugium heraus begeben muss, um sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzten - einfach wunderschön.

Das sind so Filme, die mich immer wieder bestätigen meine Jagd nach der Kunst der laufenden Bilder aufrechtzuerhalten. Perfect Days ist eine einsame Geschichte über die poetische Betrachtung der Attraktivität des Alltags. Einfach ein phantastischer Film, gefangen zwischen mitleidbehaftender Traurigkeit und dem Gleichgewichts der Tretmühle des Lebens. Ein Mensch der mit seiner Ideologie, an eine Welt erinnern will, die schon längst von der Gegenwart verschluckt wurde - Bücher lesen, alte Musik über Tapes hören, Respekt und Gutmütigkeit gegenüber jeder alltäglichen Begegnung. 

Hauptdarsteller Yakusho wurde als bester Actor in Cannes ausgezeichnet. Den gesamten Film hindurch fand ich sein Performance ganz nett - aber gleich bester Actor? Bis dann dies letzte berüchtigte Sequenz des Films startet und der Zuschauer, Hirayama zu seiner letzten Fahrt begleiten darf. Hier zieht Yakusho dann sämtliche Register. Als Film Aficionado habe in meinem Leben, Tausende Film gesichtet, aber noch nie so ein emotionales Mimik Spiel gesehen - einfach göttlich, wie er hier zwischen Freude, Verlust, Schmerz, Enttäuschung, Befreiung, den Charakter an seine Grenzen drängt - fernab eines westlichen affektierten Method Actings. Das ist so ein Film, über den könnte ich mich tagelang mit meinem Mitmenschen unterhalten - ein Kleinod.

Ach ja und Lou Reed`s Perfect Days, wurde in der Filmgeschichte wohl nur einmal besser eingesetzt und das war in Danny Boyles Meisterwerk: Trainspotting. 

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