Donnerstag, 21. März 2024

Bücher: Adèle Rosenfeld - Quallen haben keine Ohren

Die junge Louise kämpft mit dem Zerfall ihres Gehörs und schildert in einer grotesken für den Hörenden teils surrealen Beschreibung, wie sie sich durch den Alltag der Hörenden bewegt. In einer für sie überfordernder Arbeitswelt wird sie von ihrem Team in den Keller verband, um Totenlisten von gefallenen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg anzulegen. Louise wird immer depressiver. Desweiter treibt die Möglichkeit zu einem Implantat Louise an ihre Grenzen...

Rosenfeld erzählt den komplexen Alltag wie eine Hörgeschädigten, sich in der Welt der Hörenden bewegt. Wurden einst in China, Gehörlose ins Meer geworfen, in Gallien den Göttern geopfert, in Sparta von Felsen gestürzt, in Rom und Athen wurden sie auf dem Land ausgesetzt, bekommt der Leser hier durch Louises Gedankenwelt und Wissen um ihre Einschränkung einen Einblick in das Leben eines Gehörlosen. Das Buch ist eine tragische Burleske, mit einer charmanten Hauptfigur die faktische Daten über die Erkrankung liefert und das Leben in reduktiver Form als Normalität inszeniert. Verpackt in eine akustisch leere Hülle, bei der man sich halt wie der Titel so schön erwähnt, wie ein Qualle durch die Geschichte bewegt. Wunderbare Literatur und kann das Buch nur jedem empfehlen. 

"Die wahre Musik ist die Stille, und jede Note dient der Stille nur als Rahmen." 
Miles Davis

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